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Hannes Niederhausen

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Meine letzte Jagd

Mein lieber Vater,

ich schreibe Euch, ohne zu wissen, ob die Nachricht Euch jemals erreichen wird. Ihr nanntet mich Starbuck, nach dem Ersten Offizier Kapitän Ahabs und nun frage ich mich, ob Ihr, lieber Vater, seherische Fähigkeiten besaßt, von denen wir alle nichts ahnten. Ach, hättet Ihr mich nur Ismael genannt und ich wähnte mich in Sicherheit.

Wir sprachen schon lang nicht mehr, lieber Vater, weil Ihr Euch für mich schämtet. Kein ehrbarer Frachterpilot bin ich geworden, vom rechten Wege abgekommen, als ich auf der Pamela Rose, dem Schiff des Piraten Buntbarts anheuerte. Doch wisset, niemand anderes wollte mich anstellen, wisset, dass mich Buntbart mit offenen Armen empfing.

Wusstet Ihr Vater, dass schon in den alten Spielcasinos Gäste mit besonders hoher Zahlkraft Wale genannt wurden? Und wie Ahab und seine Mannschaft jagten wir Wale.

Casinoschiffe waren unsere Wale. Wir gaben uns Mühe, die Schiffe finanziell auszubluten, das Walöl der heutigen Zeit sind Krediteinheiten. Doch im Gegensatz zu Ahab mussten wir nicht Köpfe abschlagen … die meiste Zeit zumindest.

Fünf Jahre waren wir auf der Jagd nach Casinoschiffen, fünf Jahre jagten und erlegten wir unsere Wale. Ich habe aufgehört zu zählen, wie viele Schiffe wir enterten, wie viele Wachmänner durch unsere Waffen zu Tode kamen. Doch wir hatten ein ehrenhaftes Ziel, den Reichen zu nehmen, den Armen zu geben. Niemals kam es mir in den Sinn, dass unser Kapitän ein heimliches Ziel verfolgte, dass er auf der Suche war, nach einem bestimmten Kapitän, einem bestimmten Schiff. So irrten wir durch den Quadranten, ernährten uns von gestohlenem Gut, ohne Rücksicht, wovon die Spieler, die Gäste der Schiffe, die wir überfielen, zehren sollten.

Buntbart teilte meine Bedenken nicht. Sie würden schon rechtzeitig ihr Schiff in Takt bekommen, meinte er. Als er bemerkte, dass ich nicht daran glaubte, fragte er, ob ich meinen Anteil den armen Seelen dort spenden wolle. Das wollte ich nicht, ich gestehe es, Vater. Doch ich schweife ab, hier geht es nicht um die vielen Raubzüge. Ich möchte Euch von der einen, der fatalen letzten Jagd berichten, die Jagd, die uns alle zugrunde richtete.

Es war Quentin, unser gefährlichster Kämpfer, der seine Zeit außerhalb des Kampfes an den Scannern verbrachte und so das wohl größte und gefährlichste Spielcasino als Erster entdeckte.

Wir hielten es für ein normales Schiff, doch Buntbart war aufgeregter denn je zuvor. Dies müsse es sein, rief er aus, doch was es war, wusste niemand außer ihm. Die Boote, kleine Kampfshuttles, die längsseits des großen Frachters dockten, waren schnell bemannt. Buntbart befehligte eins, Stetson und ich die beiden anderen.

Wir flogen schnellstmöglich zum Spielcasino. Doch Vater, habt Ihr schon einmal von einem bewaffneten Casinoschiff gehört?

Ich war geschockt, als plötzlich grelle Geschosse auf uns zuflogen. Stetsons Boot hatte keine Chance und wurde in dem Hagel zerfetzt, doch Buntbart trieb uns weiter an.

Mein Pilot wollte abdrehen, zurück in den sicheren Bauch der Pamela Rose, doch ich verweigerte ihm diesen Wunsch. Wir hatten unsere Befehle und niemand würde abdrehen, bis Buntbart es befahl.

Der Pilot kämpfte gegen die Trümmer von Stetsons Beiboot. Vater, ich befürchtete, meine letzte Stunde hätte geschlagen.

Doch die Pamela Rose war alles andere als der harmlose Frachter, der sie zu sein schien, und nun schoss sie auf das Casinoschiff, um uns zu schützen. Sie hätte die Macht gehabt, das Schiff zu zerstören, doch der Kapitän verbot es.

Und dies klang nun gar nicht nach unserem Kapitän. Die Rose stoppte das Feuer und das Casinoschiff wendete und floh mit einer Geschwindigkeit, die ich für ein Schiff dieser Größe nie für möglich gehalten hätte. Und Vater, als das Schiff drehte, konnte ich den Namen am Bug erkennen. Ihr werdet es nicht glauben: Wir jagten die Moby Dick.

Buntbart ließ uns keine Zeit, unseren verlorenen Kameraden nachzutrauern. Unmut machte sich unter der Mannschaft breit und die ersten Stimmen wurden laut, warum von allen Schiffen wir ausgerechnet die Moby Dick jagen mussten. Hatte der Kapitän denn nicht gewusst, dass sie bewaffnet war?

Wir sollten uns alle im Hauptdeck versammeln, 55 Mann, die einst 69 gewesen waren. Buntbart stand auf einer Kiste, das rechte Bein von einer Schiene umklammert und in dem Moment hätte es mich nicht überrascht, wenn er eine Goldmünze an die Wand genagelt hätte.

Er wartete einen Augenblick, bis alle von uns schwiegen und dann hielt er die emotionalste Rede, die ich je gehört hatte. Am Ende schwor jeder Kamerad Rache an der Moby Dick. Rache für die gefallenen Kameraden. Oh Vater, Rache, das war es doch, was dem Kapitän Ahab letztendlich das Leben gekostet hatte. Ihm und seiner ganzen Mannschaft. Die Begeisterung drang fast schmerzhaft in mein Ohr.

Pläne wurden geschmiedet, unsere Boote sollten bewaffnet, die Antriebe verbessert werden. Wir würden mit voller Stärke angreifen und doch durfte der Moby Dick nichts geschehen. Der Kapitän wollte sie entern, zerstören durften wir sie nicht.

So entließ uns der Kapitän und verschwand in seiner Kajüte, bevor ich ihn erreichen konnte. Mir blieb also nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. Ich klopfte an die Tür, den Summer der Kajüte hatte Buntbart persönlich zerstört, denn niemand sollte den Kapitän stören. Ich wartete, befürchtete, er wetze seine Messer, deren Schärfe er nun an meinem Hals testen würde. Als er die Tür öffnete, blitzte Wut in seinen Augen, doch er hörte mich an.

Ich wollte wissen, warum von allen Schiffen es die Moby Dick sein müsse. Es gäbe doch so viel mehr Schiffe, die wir jagen konnten. Doch Buntbart schüttelte den Kopf. Ich sei ein Tor, sagte er, wir haben nie gejagt, wir haben gesucht und nun hätten wir endlich gefunden. Bei den Worten glänzten seine Augen, Vater, ich glaube, sie glänzten vor Glück.

Noch bevor ich etwas erwidern konnte, schlug Buntbart die Tür zu und ich stand da, verwirrter denn je. Oh Vater, wenn Rache nicht der Grund war, was konnte es sonst sein?

Die Moby Dick ließen wir nicht aus den Augen. Wir blieben weit genug entfernt, dass sie sich sicher wähnte, doch unsere Ingenieure arbeiteten fleißig daran, dass dieser Schein trügte. Den Kapitän hatten wir die ganzen vier Tage nicht gesehen. Der Küchenbulle brachte ihm alle acht Stunden ein Tablett vor die Kajütentür. Dann endlich waren die Boote bereit und wir griffen erneut an.

Und Vater, unsere Ingenieure hatten ganze Arbeit geleistet, kein einziges Geschoss der Moby Dick kratzte auch nur die Hülle unserer Boote. Das mussten die Kanoniere des Casinoschiffs auch bald verstanden haben, denn plötzlich zielten sie nicht mehr auf uns, sondern auf die Pamela Rose. Das behäbige Schiff hatte keine Chance. Während Buntbarts Boot neben dem meinen mit Hilfe von Magneten an der Hülle des Casinoschiffs klebte, erstrahlte die Pamela Rose ein letztes Mal.

Wie in Trance schnitten wir ein Loch in den Rumpf. Wir waren nur noch sechzehn Überlebende, doch wir kämpften, als wären wir die 69 von einst.

Doch der Kapitän nahm einen Weg, der weder zum Maschinenraum, noch zur Brücke führte. Ich ermahnte ihn, aber Buntbart ging unbeirrt weiter und hinterließ eine Spur der Verwüstung. Blut klebte in seinem Bart und vermischte sich mit dem Blau und dem Schwarz. Deshalb, mein lieber Vater, nannte man ihn Buntbart.

Letztendlich erreichten wir unser Ziel und Buntbart öffnete die Tür zu einer ausladenden Kajüte.

Unter einem Schreibtisch, so groß, wie meine eigene Kajüte es gewesen war, kauerte eine Frau. Als sie Buntbart sah, weiteten sich ihre Augen. Sie nannte einen Namen, Gerald, und Buntbart nickte. Ich hatte seinen wahren Namen nie gehört.

Buntbart ließ seine Messer fallen. Er sagte ihr, wie weit er gereist war, sie, die Frau namens Katrina, zu finden. Er wollte den bestrafen, der sie ihm entrissen hatte.

Die Frau schüttelte traurig den Kopf. Buntbarts Gräueltaten hatte er ihretwegen ausgeführt, um sie zu finden. Er liebte sie, unser Kapitän. Das sagte er ihr und es schien, als hätte er völlig vergessen, dass wir bei ihm standen.

Ihr könnt Euch meine Verwunderung vorstellen. Ahab, Vater, jagte aus Rache, doch Buntbart trieb die Liebe an. Eine Liebe, die Katrina ihm verwehrte, wie sie ihm gestand. Sie war aus freien Stücken gegangen, obwohl sie ihn liebte. Doch sein Leben, seine Wut und die Gewalt in seinem Leben ließen sie fliehen.

Der stolze Pirat ging auf die Knie.

Während wir dies alles erlebten, konnten sich die Sicherheitskräfte des Schiffs neu ordnen. Ihr könnt Euch sicher denken, Vater, dass sie uns problemlos gefangen nahmen.

Buntbart selbst war ein gebrochener Mann. Ihn würden sie ausliefern, das Kopfgeld einnehmen. Doch auf meinem Kopf steht keine Belohnung und so machte sich der Kapitän, ein jähzorniger brutaler Kerl, den Spaß, mich in eine Rettungskapsel zu sperren, nicht ohne den Sender zu zerstören.

Nun sitze ich hier und spreche diese, meine letzte Nachricht. Der Sauerstoff ist fast verbraucht, Hilfe ist nirgends in Sicht und ohne Hochfrequenzsender habe ich auch keine Aussicht, einen Notruf abzusetzen. Mir bleibt nur zu hoffen, dass diese Kapsel irgendwann gefunden und Euch diese Nachricht überbracht wird.

Ich wünschte so sehr, Ihr hättet mich Ismael genannt.

Lebt wohl Vater.

Euer Euch liebender Sohn,

Starbuck

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