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Hannes Niederhausen

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Die Fresser

Erik kroch in den dunklen Raum und kämpfte gegen seinen krampfenden Magen an. Der Gestank war unerträglich. Selbst wenn er seine Augen schloss, konnte er die Gedärme, die wie Spaghetti von der Decke hingen, sehen.

Sein Magen gewann, er übergab sich und ging, so leise es ihm möglich war, weiter. Er konnte nicht einfach verschwinden. Er musste Sarah finden. Sie wurde von den Fressern entführt und hierher gebracht. In die MB, die Monsterbude, wie sie in den anderen Stadtteilen genannt wurde. Hier hatte sie keinen Namen. Sie war die Heimat der Fresser. Unmenschen, Monster, die regelmäßig Menschen – Kinder! – entführen, um sie …

Erik schluckte den Kloß herunter und für einen Moment wollte auch der heraus. Erik ging weiter, langsam, nur keine Aufmerksamkeit erregen. Seine einzige Chance war der Überraschungsmoment. Mit dem Gedanken streichelte sein Zeigefinger die Pistole in seiner Hand.

Die MB war im Grunde nur eine riesige Lagerhalle, zugestellt mit Kisten – Diebesgut der Fresser – und behangen mit Körperteilen. Warum, konnte sich Erik nicht erklären. Es war widerlich.

Er schlich durch die dunklen Gänge auf die Stimmen zu. Wie viele Fresser es waren, wusste niemand. Manche behaupten es waren nur eine Handvoll. Sie glaubten, sie könnten die Fresser verjagen oder töten. Diese Manche gibt es nicht mehr, jedenfalls nicht mehr an einem Stück. Erik sah erneut nach oben und zuckte zusammen. Nur ein paar Meter vor ihm hing eine Clownmaske an einem Haken. Nein. Keine Maske, es war das Gesicht eines Clowns. Wieder rebellierte sein Magen, doch er musste akzeptieren, dass es nichts mehr gab, was Erik erbrechen konnte.

Er schlich weiter den Stimmen entgegen und das Letzte, was er sah, war ein Bein an eine Kiste gelehnt. Es musste von einem Jogger sein. War sein Nachbar Joe nicht …

Erik kam durch ein leises Wimmern wieder zu sich. Sarah? Er wollte die Augen öffnen, doch eine Binde hinderte ihn daran.

»Sarah?«, flüsterte er mit rauer Stimme.

»Onkel Erik?«

In Sarahs Stimme schwang Hoffnung und es zerbrach Erik das Herz. Wie sollte er ihr helfen? Er war wie sie ein Gefangener. Seine Hände waren hinter der Stuhllehne gefesselt, die Beine an die des Stuhls gebunden.

»Sieh an, sieh an«, krächzte eine weitere Stimme. »Was hat denn ein Euro in unseren Heim zu suchen?«

Euro! Erik hasste es, Euro genannt zu werden. Er nannte hier doch auch nicht alle Aussis!

»Lasst ihn in Ruhe!«, kreischte Sarah und Erik fühlte gleichzeitig Stolz und Scham. Er war gekommen, um seine kleine Nichte zu befreien und nun verteidigte sie ihn.

Der Fresser nahm ihm die Binde ab und Erik blinzelte ein paar Mal, bis die Augen wieder richtig fokussieren konnten. Zuerst bemerkte er die rot umrandeten Augen seines Entführers. Dann wanderte der Blick hinunter zum Mund und Erik starrte in angespitzte Zähne. Das waren keine Menschen mehr. Das waren Monster, Dämonen.

Der Fresser vor ihm spielte mit einem Messer, während der andere etwas abseits stand.

»Was nun Kruk?«, fragte der eine und der Fresser vor Erik wendete sich Sarah zu.

»Vielleicht sollten wir uns einen kleinen Snack gönnen?«

Er streichelte Sarahs Wange mit der Klinge.

»Lass sie in Ruhe, du Schwein!«

Der Fresser wand sich zu Erik und schlug ihn mit dem Handrücken ins Gesicht. Die Wucht warf Erik zur Seite und beinahe wäre er samt Stuhl umgekippt. Der Holzstuhl unter ihm ächzte.

»Kruk, wir sollten auf die anderen warten. Du kennst die Regeln!«

»Scheiß auf die Regeln.«

Der Fresser leckte sich die Lippen mit einer vernarbten Zunge ab. Erik versuchte die Fesseln zu lösen, doch der Knoten war fest. Er versuchte Druck auf die Stuhlbeine zu legen, doch es half nichts. Sarah wimmerte wieder, Blut floss ihre Wange hinunter und Erik begann, mit dem Stuhl zu kippeln. Das Bein knarrte und kurz darauf krachte es und das Bein brach ab. Erik spürte einen stechenden Schmerz, als sein Fuß mit dem Stuhl einknickte, doch er war frei. Er schob den anderen Fuß nach vorn, bis die Fessel vom Stuhlbein wanderte, drehte sich, stand auf und rannte schreiend auf den Fresser zu. Der Zusammenprall presste alle Luft aus Eriks Lungen, doch es klappte, der Fresser flog auf den Boden. Der andere stand nur da und sah Erik ungläubig an. Erik trat auf dem am Boden liegenden Fresser. Als der andere wieder zu sich kam, hatte Erik ihm bereits zwischen die Beine getreten.

Das alles geschah in nur wenigen Sekunden. Erik ließ sich auf den Boden fallen, griff nach dem Messer des bewusstlosen Fressers und durchschnitt die Handfesseln. Dann befreite er Sarah.

»Es wird alles wieder gut.«

Sarah nickte, als sie sich die Handgelenke rieb und sie rannten aus der Lagerhalle. Als sie zwei Querstraßen weiter die erste kurze Verschnaufpause machten, hörten sie weitere Fahrzeuge kommen. Die anderen Fresser kamen nach Hause.

»Wir müssen weiter. Los!«

Sie mussten zu Hause ankommen. Sie mussten den anderen erzählen, was sie geschafft hatten. Das waren keine Dämonen oder Monster. Nicht im mythologischen Sinn. Sie konnten geschlagen und getötet werden und Erik nahm sich vor, Leute zu sammeln und die Fresser ein für alle Mal aus der Stadt zu jagen.

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