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Hannes Niederhausen

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Das Schweigen der Elfen

Das Knirschen der Schritte klang ohrenbetäubend in der Stille dieses Ortes. Er hielt die Taschenlampe in seiner Hand, schwenkte sie von links nach rechts und rechts nach links, doch niemand war zu sehen, kein Licht in den Häusern. Wenn er es nicht besser gewusst hätte, hätte man glauben können, dass hier bereits die Bordsteine hochgeklappt worden waren und alle schliefen. Doch es war Dezember und er war am Nordpol, hier sollte niemand schlafen.

„Flieg hin, finde heraus, was geschehen ist. Wir haben seit zwei Wochen nichts mehr gehört“, hatten seine unbekannten Auftraggeber gesagt. Vermutlich nur der Grinch, hatten Sie gemeint, der gerne seinen Schabernack trieb.

„Das hier ist kein Schabernack“, dachte er, „hier läuft etwas ganz ganz falsch.“

Er ging den Hauptweg entlang, der zum Landeplatz führte. Je näher er seinem Ziel kam, desto häufiger fand er grüne Flecken im Weiß des Schnees vor. Grüne Flecken, die nur eins bedeuten konnten: Elfenblut.

Seine Lampe flackerte, er schlug dagegen, doch sie antwortete mit der totalen Arbeitsverweigerung. Jetzt stand er da, im Dunkeln, über ihm nur die Sterne, die sich erst in Wochen verziehen würden.

„Verdammte Polarnacht“, fluchte er.

Er hatte keine Wahl, er musste einfach weitergehen und so setzte er vorsichtig einen Schritt nach dem nächsten. So kam er zwanzig Schritte voran, als sein Fuß an etwas hängen blieb und er nach vorne taumelte. Nur mit Mühe konnte er sich auf den Beinen halten.

„Verdammt!“

Er trat gegen den Widerstand und bemerkte, dass er überraschend weich war. Er hockte sich hin und begann, den Schnee mit den Händen wegzuschieben. Im faden Licht schaute er in das gefrorene Gesicht eines Elfen. Er strich ihm über den Kopf und murmelte: „Ruhe in Frieden, kleiner Helfer.“

Mit zusammengekniffenen Augen, den Blick nach vorn gerichtet, konnte er unzählige kleine Hügel auf dem Weg ausmachen. Er schluckte den Kloß in seinem Hals herunter und ging weiter den Weg entlang. Irgendwo musste ihr Chef sein. Sie durften nicht alle unter dem Schnee liegen.

Endlich erreichte er den Landeplatz, der große Schlitten stand in der Mitte, doch statt der Rentiere, war ein Mensch aufgezäumt. Santa!

Er rannte auf den Schlitten zu, wohl bedacht, nicht auf weitere Hügel zu treten, doch gänzlich gelang es ihm in der Eile nicht. Er musste wissen, ob der Weihnachtsmann noch lebte. Die Elfen, so hart wie es klang, waren ersetzbar, doch Santa Claus war es nicht.

Noch bevor er ihn erreichen konnte, hörte er von weitem ein tiefes gutturales Grollen. Er stoppte, drehte sich im Kreis, doch konnte den Ursprung des Geräuschs nicht ausmachen. Dann folgte ein Rascheln. Plötzlich schoss eine Schneefontäne drei Meter rechts von ihm nach oben, ein grüner Muskelberg erhob sich und schrie: „Was machst du hier in meinem Reich?“

Für einen Moment wusste er nicht, wie er reagieren sollte. Seine Auftraggeber hatten ihm ein Dossier übergeben, das kurze Beschreibungen der zu erwartenden Rassen enthielt. Der Fleischberg vor ihm hätte der Grinch sein können, doch von dünnen flapsigen Armen, einem lustigen Kugelbauch und hängenden Schultern konnte man bei diesem Monster weiß Gott nicht sprechen. Vor ihm stand ein Grinch – nach intensivem Gebrauch von Steroiden.

„Dein Reich? Wer bist du überhaupt? Nach meinen Informationen ist es immer noch sein Reich“, sagte er und zeigte auf den Weihnachtsmann vor dem Schlitten.

Der Weihnachtsmann hob in Zeitlupe seinen Kopf und starrte ihn flehend an.

„Wie kannst du es wagen!«, schrie der Grinch, »Der alte Mann ist ein Nichts! Ich habe jetzt hier das Sagen und ich bestimme, wer Geschenke bekommt und ich sage, niemand bekommt Geschenke!“

Und dann kam das Monster auf ihn zu, den Kopf gesenkt, Schultern erhoben, wie ein Stier, der auf einen Matador zurennt. Er konnte sich gerade rechtzeitig abrollen, doch der Grinch packte sein Bein, zog daran und warf ihn gegen den Schlitten. Etwas knackte, und er bezweifelte, dass der Schlitten Schaden genommen hatte. Als er den Arm hob, um sich hochzuziehen, spürte er den stechenden Schmerz in seinem Rücken. Eine Rippe war gebrochen, wenn er Glück hatte, war es nur eine Rippe.

Noch bevor er auf den Beinen stand, war der Muskelberg wieder vor ihm, grinste ihn bösartig an und zeigte seine spitzen Zähne. Der faule Geruch drehte ihm den Magen um. Er wendete sich ab, schaute nach unten und sah einen kleinen Ledersack am Gürtel des Grinchs.

Während das Monster die Hand an seinen Hals legte, schnappte er sich den Beutel. Der Grinch schrie, setzte überrascht zurück, doch damit riss die Schnur, die den Sack am Gürtel hielt.

„Gib es wieder her!“, donnerte der Elfenmörder, doch er dachte gar nicht daran.

Schnell schüttete er den Inhalt des Sacks in seine Hand und bevor der Muskelberg sich in Bewegung setzen konnte, schluckte er die drei bunten Kapseln.

In nur wenigen Sekunden fühlte sich sein Körper an, als würde er brennen. Seine Haut dehnte sich und seine Muskeln wuchsen in rasendem Tempo. Er hatte sogar das Gefühl, größer zu werden.

Der Grinch schrie, rannte auf ihn zu und holte mit der Faust aus. Doch sie kam nicht an, denn er hielt mit der flachen Hand dagegen. Entsetzt starrte das Monster auf seine Faust, knurrte vor Wut, doch ein Schlag auf den Hals des Grinchs sorgte dafür, dass all seine Kraft und Wut verpufften.

Das grüne Monster schnappte nach Luft, doch nichts kam durch den zertrümmerten Kehlkopf. Für einen Augenblick hatte er Mitleid mit dem Monster, doch dann schaute er den Weg zurück, der Weg übersät mit Elfenleichen und er wendete sich von dem sterbenden Monster ab.

***

Die Wirkung der Pillen hielt zwei Tage lang an, und er nutzte die Kraft, um dem Weihnachtsmann zu helfen, die letzten Geschenke zu produzieren und einzupacken. Glücklicherweise waren nicht alle Elfen Opfer des Grinchs geworden, aber ihre Anzahl war signifikant gesunken. Woher der Weihnachtshasser diese Pillen hatte, würden sie wohl nie erfahren. Doch die Gefahr war gebannt, Weihnachten war gerettet und er konnte sich auf den langen Heimweg machen.

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