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Hannes Niederhausen

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Das Gute im Menschen

Jacks Mund stand offen, als er die große Leinwand des Kinos betrachtete. Sein erster Kinobesuch. Das muss unglaublich sein. Henry, der alte Lehrer muss schon hundert Mal hier gewesen sein und doch lächelte auch er, als er sich in einen der Sessel quetschte.

»Die Sessel waren mal tief rot, aber die Zeiten sind schon lange vorbei, wie alles andere auch.«

Jack nickte, setzte sich neben Henry und sah erst jetzt den großen Plastikbecher. Der Aufdruck war stark verblasst, nur mit Anstrengung konnte er den Schriftzug erkennen: Popcorn.

»Und warum sind die Leute hier hergekommen?«

Henry nickte wissend. »Ja, die Frage stellen sie alle. Am Anfang des Kinos, weit bevor die Bomben gefallen waren, haben die Menschen ihre Unterhaltung hier gesucht. Zuerst gab es nur die Kinos, später wurde es durch das Fernsehen bereichert. Leute hatten die Wahl, entweder die große Leinwand oder der kleine Schirm zuhause – so wie jetzt bei uns.«

Jack nickte. Er hatte Filme gesehen, nicht viele, doch ein paar. »Das muss ja unendlich viel Strom verbraucht haben.«

»Das ist es ja. Wenn Du den Stromverbrauch pro Person berechnest, ist das Kino viel besser. Aber damals hatte sich niemand Sorgen darum machen müssen.«

Jack nickte.

»Die großen Kraftwerke.«

Das alte Kohlekraftwerk hatte er schon besucht. Eine Woche nachdem er in dem kleinen Dorf angekommen war und die verlassenen Wohnungen beobachtet hatte. Nein, verlassen traf es nicht. Die Menschen wurden einfach atomisiert.

»Warum haben wir kein Kino?«

Der alte Mann lachte.

»Wir haben es versucht, aber wir konnten nicht herausbekommen, wie die Filme, die wir haben mit dem Projektor abgespielt wurden.«

»Sind denn hier keine Filme?«

Der Mann schüttelte den Kopf. »Nein, alles schon weg. Vergiss nicht, das Kino wurde seit siebzig Jahren nicht mehr benutzt.«

Jack nickte. Vor siebzig Jahren war der große Knall.

»Komm. Es gibt noch viel zu sehen.«

Sie verließen das Kino. Der Alte wusste genau, wohin er wollte. Zwei Straßen weiter standen sie vor einem mehrstöckigen Gebäude mit Glaswänden. Vor ihnen lud ein großes Loch ein, das Haus zu betreten. Jack sah nach links und rechts und musste zwei Mal nachsehen, bis er das Ende des Gebäudes sah.

»Was ist das?«

»Das, mein Lieber, ist ein Einkaufszentrum.«

»Hier gibt es nichts zu sehen, alter Mann«, tönte eine raue Stimme aus dem Gebäude. Jack machte einen Schritt nach vorn und erkannte eine Gestalt hinter einer Säule.

»Wir sind nicht hier, um Ärger zu machen«, sagte der Lehrer beschwichtigend.

»Schön, dann geh.«

Doch der Alte tat das Gegenteil. Er ging auf den Eingang zu.

»Henry. Sollten wir nicht …«, der Lehrer winkte ab.

»Wenn wir diesen Menschen helfen können, sollten wir das tun«, sprach er leise.

»Aber wenn die doch gar keine Hilfe haben wollen?«

»Glaube immer an das Gute im Menschen, Jack. Das ist das Einzige, was uns am Leben erhält.«

Jack seufzte und sah dem Lehrer nach. Die Gestalt hinter der Säule lugte hervor.«

»Was hast du denn vor, alter Mann.«

»Ich will Ihnen nur helfen. Wie viele sind Sie denn?«

»Genug«, tönte die Gestalt.

»Bitte. Wir kommen aus einer Gemeinschaft, wir leben autark. Wir sind nur hier, um zu lernen.«

»Gemeinschaft, huh?«

Die Gestalt kam hervor, eine Hand hinter dem Rücken, die andere in der Hosentasche. Jack musterte die Gestalt. Langes struppiges Haar, ein loses dreckiges Hemd am Körper und die Hose wurde auch nur vom Dreck festgehalten.

»Was will die autarke Gemeinschaft denn lernen?«

»Wir sehen uns die alte Welt an. Das ist alles.«

Jack bemerkte eine Bewegung auf der linken Seite. Jetzt noch eine auf der Rechten. Der Lehrer bemerkte sie ebenfalls. »Wieviele sind Sie? Vielleicht können Sie sich uns anschließen?«

»Wo soll diese Gemeinschaft denn sein.«

»Sag es nicht, Henry?«, zischte Jack. Er näherte sich vorsichtig seinen Lehrer.

»Jack. Das Gute im Menschen. Denk daran.«

Die Gestalt neigte den Kopf. »Also?«

Der Lehrer beschrieb den Weg und noch beim letzten Wort zuckte die Hand der Gestalt hinter dem Rücken hervor und es knallte. Wie in Zeitlupe sackte der Lehrer zusammen, Jack sah auf seinen eigenen Arm. Blut lief an ihm herunter.

»Das Gute im Menschen«, begann die Gestalt, »ist sein Untergang.«

Die Gestalt zielte auf Jack und als der Finger sich um den Abzug bog, dachte Jack. »Ihr habt gerade das Gute unserer Gemeinschaft getötet.«

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